Je einfacher sie aussehen, desto schwieriger war zumeist der Entwurfsprozess und doch liebe ich sie: Logos! Grafische Symbole, die Unternehmen, Organisationen, Veranstaltungen oder auch Personen mit einem Wiedererkennungsmerkmal versehen. Ein optisches Erkennungszeichen, Markenzeichen, Firmenzeichen, Emblem oder auch Signet. Es hat mir immer Freude gemacht, für mich selbst und früher auch freiberuflich für Unternehmens-CIs, die Idee dahinter in ein Zeichen zu komprimieren. Wie oft sehen wir nur diese Zeichen und erkennen sofort die Firmen, für die sie stehen! Am gebräuchlichsten sind grafisch aufbereitete Initialen als Basis eines Logos. Ich persönlich mag es, wenn Elemente des Signets zusätzlich die Betriebsphilosophie oder die gewerbliche Art der Tätigkeit transportieren, weshalb es eventuell notwendig sein kann, es mit einer Text-Aussage zu kombinieren. Nach entsprechend langer werblichen Einführung erkennt schließlich der Konsument allein am Schriftzug oder Ikon, um welche Unternehmensart es sich bei H&*, C&*, BM* oder V* handelt. Manche Unternehmen haben „nur“ eine eigene Typografie mit Markenschutz entwickeln lassen wie bspw. Ni*ea.

Für mich sind Logos eine kraftvolle, symbolische Zeichensprache (ich habe eine ausgesprochene Schwäche für Bilder, Symbole, Metaphern etc.) und als ich auf der Suche nach einer bildhaften Darstellung für all die vielen Dinge, die ich gerne tue, war, ließ sich fast alles auf nur zwei reduzieren. Blatt und Feder. Sie stehen für meine Liebe zur inspirierenden Natur (Flora-Baum-Blatt und Fauna-Vogel-Feder) genauso wie für das Blatt Papier (Buchseiten, Schreib- und Zeichenpapier) und die Schreib- oder Zeichenfeder (handschriftlich schreibe fast ausschließlich mit Füller und zeichne mit Federn). Dass es sich übrigens um ein BUCHenblatt handelt, ist ebenfalls kein Zufall. Ich schreibe ohne großes „Federlesen“ (=spontan), nehme „kein Blatt vor den Mund“ (=ehrlich) und schreibe/zeichne gerne mal „mit spitzer Feder“ (=provokant).
Ich bin Industrie-Designerin, aber in dem Bereich nicht mehr tätig und da ich mich nicht mit Berufsbezeichnungen schmücken kann, die ich nicht mit Abschluss erlernt habe (Fotografin, Autorin, Grafikerin etc.), fehlte noch eine „knackige“ Bezeichnung für mein derzeitiges Schaffen. Kreativ in Wort und Bild, das trifft es in meinem Fall zu einhundert Prozent. Und auch hier habe ich lange herum experimentiert, für nur fünf läppische Wörter!

Wozu benötigt ein Semi-Privatmensch denn überhaupt ein Logo? Nun, es peppt, wenn man das möchte, Visitenkarten auf, um sich vielleicht vom örtlichen Versicherungsagenten oder Beerdigungsinstitut abzuheben 😬. Social Media Accounts lassen sich damit pimpen. Man kann seine Fotos als Eigentum kennzeichnen oder sie als Selfpublisher geschickt auf Bookmarks oder sogar dem Cover platzieren. Jeder Verlag hat ein eigenes Logo oder eine geschützte Typografie und die so „markierten“ Bücher sind für Leser sofort erkennbar. Fehlt ein Logo, handelt es sich um ein SP-Exemplar und wird sofort als solches identifiziert und nicht selten vor dem Entdecken von Stöberern schon gemieden. Wiedererkennbarkeit durch Nichtvorhandensein. Ein Paradoxon?
Wenn ich durch Instagram-Feeds scrolle, so entdecke ich viele Konversationen, die sich auf die Emoji-Zeichensprache reduzieren. Oft sicher sehr hilfreich, wenn es umständliche Formulierungen erspart und ebenso witzig, wenn sie im richtigen Moment eingesetzt werden. Wir lieben diese neue Höhlensprache und wieder andere lieben Graffiti – im Grunde nichts anderes als ein künstlerischer Ausdruck für „ICH war hier!“, gekrönt mit einem Tag, dem Logo des kreativen Sprayers/Writers. Der Mensch als Marke. Unsere Autoren-Homepages, Schriftsteller-Accounts, Buch-Blogger-Channels sind allesamt Nutzer-Konten mit der Marke Mensch.
Meine Großmutter hat es schon damals gewusst, als sie meinte: „Na, du bist mir ja vielleicht ´ne Marke!“